Das Wichtigste in Kürze:
- Ob Spendensammler auf der Straße oder an der Haustür, ob Aufruf per Brief, in Internetportalen oder auf Social-Media-Kanälen: Immer ist es ratsam, sich vor einer Spende über die jeweilige Organisation eingehend zu informieren.
- Dabei hilft ein Blick in den Jahresbericht. Seriöse Sammler senden ihn auf Anfrage zu.
- Orientierung im Spendendschungel bietet das vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen vergebene Siegel.
Milliarden für gute Zwecke
Deutschland zählt um die 600.000 Vereine und rund 22.000 rechtsfähige Stiftungen. Sie alle profitieren von der Bereitschaft, das eigene Säckel zu öffnen: Für Flüchtlinge, Notleidende in Krisengebieten, bedürftige Kinder, für kulturelle Anliegen oder für Tier- oder Umweltschutz werden per Post, via Internet und mit der Sammelbüchse in der Hand wohltätige Gaben gesammelt. Jährlich spenden die Deutschen Milliardenbeträge für Organisationen, die versprechen Gutes zu tun.
Wer helfen möchte, für den empfiehlt sich, seine Gaben nicht leichtgläubig zu verteilen. Denn längst nicht jede Organisation ist so seriös wie sie sich gibt. Zwar beobachtet der Deutsche Spendenrat, dass Sammlungen an Haustüren, in Straßen und auf Plätzen an Bedeutung verlieren und auch der persönlich adressierte Brief zu Gunsten regelmäßiger Spenden an Gewicht verliert. Gleichwohl werden gerade in den Wochen vor Weihnachten alle Varianten des Spendensammelns weiterhin praktiziert.
Briefe ans Gefühl
Wer einmal gespendet hat, erhält oft wieder Post. Außerdem nutzen Spendenorganisationen auch kommerzielle Adresshändler und beziehen Anschriften durch Preisausschreiben oder von Versandhändlern. Mit Hilfe von Angaben über Alter, Beruf, Geschlecht und Wert der bestellten Ware lassen sich unterschiedliche Zielgruppen herausfiltern und anschreiben.
Wer per Post um eine Spende gebeten wird, sollte sich bei Zweifeln an der Glaubwürdigkeit Zeit nehmen, die Organisation genauer unter die Lupe zu nehmen. Aufschluss bietet etwa ein Blick in den jeweiligen Jahresbericht, den seriöse Organisationen auf Anfrage zusenden oder ohnehin auf ihrer Internetseite veröffentlichen.
Vorsicht ist hingegen geboten, wenn die Werbepost – statt Daten und Fakten zu liefern – allein auf Gefühle zielt. Emotionsgeladene Texte und Mitleid erregende Fotos sind Kennzeichen unseriöser Werbung. Glaubwürdig hingegen sind klare, aussagekräftige Informationen und authentische Fotos mit einem erkennbaren Bezug zum jeweiligen Spendenzweck und transparente Einblicke in die Spendenverwertung.
Bekommen Sie unerwünschte Werbebriefe, können Sie sich dagegen wehren. Wie das geht, beschreiben wir in unserem Artikel zum Thema. Dort finden Sie auch einen kostenlosen Musterbrief.
Mit der Büchse unterwegs
Gerade die direkte Ansprache auf der Straße oder an der Haustür kann dazu verführen, rasch und unbedacht zu spenden. Erst recht, wenn versucht wird, mit Fotos angeblicher Folteropfer, hungernder Kinder oder gequälter Tiere Mitleid zu erregen und Druck ausgeübt wird.
Doch bei den grausamen Bildern kann es sich um zweckentfremdete Aufnahmen handeln. Besser ist deshalb, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die jeweilige Organisation zu informieren. Wer seriös agiert, offenbart in seinem Geschäftsbericht, wofür das Geld aus Spenden oder Mitgliedsbeiträgen ausgegeben wird. Dort sollte klar stehen, wie viel in Verwaltung und Werbung fließt und dass der größte Batzen für den guten Zweck verwendet wird. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (siehe auch unten) hält einen Anteil von 30 Prozent für Werbung und Verwaltung aus den Gesamtausgaben gerade noch für "vertretbar", mehr sollte es nicht sein.
Ist ein Verein oder eine Organisation als gemeinnützig anerkannt, ist dies ein Indiz für Glaubwürdigkeit. Karitativ anerkannte Spenden können Sie zudem als Sonderausgabe steuerlich absetzen.
Spendenwerbung in Internetportalen und via Social Media
Eine eigene Homepage ist hingegen kein Garant für die Vertrauenswürdigkeit einer Organisation. Professionell gestaltete Internetseiten können zwar vordergründig einen glaubwürdigen Eindruck erwecken. Doch besser ist, hinter die Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein Ansprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind. Wer Zweifel hegt, sollte um Informationen – Satzung, Jahresbericht, Prospekte – bitten und gucken, was andere Quellen im Netz über die jeweilige Organisation und ihre Aktivitäten äußern.
Das gilt auch für die zahlreichen über soziale Medien – z.B. Facebook – verbreiteten Spendenaufrufe. Dort tummeln sich etliche Organisationen, Vereine, aber auch Shops oder einzelne Personen, die vorgeben, sich für eine wohltätige Aktion zu engagieren. Die ausgesendeten Appelle rühren mit mitleiderregenden Fotos direkt ans Herz und somit an die eigene Spendenbereitschaft. Statt Information und Belegen zum sozialen Engagement springen die jeweiligen Bankverbindungen für eine Überweisung meist sofort ins Auge. Oft werden auch Produkte verkauft, deren Erlöse vermeintlich einen guten Zweck unterstützen sollen.
Wer unerwünschte Werbe-E-Mails bekommt, kann sich dagegen wehren. Wir zeigen Ihre Ansprüche nach der Datenschutzgrundverordnung und stellen kostenlose Musterbriefe zur Verfügung – in diesem separaten Artikel.
Fördermitgliedschaften
Wenn Sie sich z.B. bei Fördermitgliedschaften länger binden, seien Sie besonders vorsichtig. Achten Sie insbesondere auf die Dauer, für die Sie sich zur Zahlung verpflichten. Viele unseriöse Gruppen buhlen gleich um feste Mitglieder oder drängen sofort auf Überweisung einer Dauerspende. Meist sind die gewünschten Beiträge hoch.
Oft fließt bei Mitgliedschaften auch nur ein kleiner Teil der Beträge in Hilfsprojekte. Den weit größeren Teil der Spendengelder verschlucken meist Werbung und Verwaltung.
DZI-Siegel: Wegweiser durch den Spendendschungel
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt an förderungswürdige Organisationen auf Basis einer jährlichen Prüfung ein Spenden-Siegel. Derzeit dürfen sich damit rund 230 überwiegend soziale Organisationen schmücken. Allerdings: Geprüft werden nur Hilfswerke, die seit mindestens 2 Jahren tätig sind und mehr als 25.000 Euro Gesamteinnahmen pro Jahr haben und sich außerdem selbst beim DZI für eine Prüfung melden und die Kosten hierfür zahlen.
Kleinere Organisationen können dies oft nicht leisten. Wenn ein Verein in der DZI-Liste fehlt, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass er unseriös ist. Trägt ein Spendenaufruf den DZI-Sternenkranz, ist hingegen garantiert, dass die Organisation eindeutig und sachlich wirbt, sparsam wirtschaftet und nachprüfbar ausweist, wie das Geld der Spender verwendet wird.
Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.