Diskussion
Die aktuelle Stichprobe macht deutlich, dass nur ein eher kleiner Teil der Pflanzendrinks mit potentiell kritischen Nährstoffen angereichert ist. Dies überrascht nicht, da Bioprodukte einen Großteil der auf dem Markt befindlichen Pflanzendrinks ausmachen und einem generellen Anreicherungsverbot unterliegen. Da der Nährstoffgehalt von Pflanzendrinks nicht mit dem von Kuhmilch vergleichbar ist, können Pflanzendrinks ohne Anreicherungen die teilweise große Bedeutung von Milch bei der Versorgung mit einzelnen Nährstoffen nicht ohne weiteres ersetzen.
Das Risiko einer Unterversorgung mit einzelnen Mikronährstoffen wird zusätzlich durch die Tatsache verschärft, dass die tendenziell günstigeren Produkte der Eigenmarken überwiegend Bioprodukte darstellen. Verbraucher:innen, die preisbewusst einkaufen (müssen), werden also eher zu nicht angereicherten Bio-Eigenmarkenprodukten greifen.
Mit Blick auf die zunehmende Beliebtheit und den steigenden Absatz pflanzlicher Milchersatzprodukte sollte eine Anreicherung mit den Nährstoffen Calcium, Jod, Vitamin B12 und B2 bei Produkten, die Milch(-produkte) ersetzen sollen, konsequent in Höhe der Gehalte in Kuhmilch durchgeführt werden. Aus rechtlichen Gründen ist dies bei Bio-Produkten derzeit nicht umsetzbar.
Tipps zur Wahl eines Pflanzendrinks als Milch-Ersatz
- Pflanzendrinks, die mit Calcium, Jod, Vitamin B12 und B2 angereichert sind, unterstützen bei der Deckung des Nährstoffbedarfs, wenn keine oder nur wenige Milchprodukte gegessen werden. Solche Drinks findet man allerdings nur als konventionell hergestellte Produkte.
- Wenn Sie Bio-Pflanzendrinks bevorzugen, sollten Sie darauf achten, die Versorgung mit potentiell kritischen Nährstoffen anderweitig sicher zu stellen.
- Schütteln Sie die angereicherten Drinks vor dem Verzehr gut, da sich Calcium aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit am Boden absetzen kann.
- Calciumcarbonat und Lithothamnium calcareum (enthält Calciumcarbonat) können vom Körper besser aufgenommen werden als Tricalciumphosphat. Achten Sie daher auf die Zutatenliste.
- Drinks auf Basis von Hülsenfrüchten enthalten meist mehr Proteine als Drinks auf Getreide- oder Nussbasis und können daher einen Beitrag zur Proteinversorgung leisten. Ein Vorteil für Personen, die sich ansonsten eher proteinarm ernähren.
Nachhaltigkeit von Pflanzendrinks
Klimaschutz ist einer der wichtigsten Gründe für den Kauf von Pflanzendrinks. Sie verursachen pro Liter nur etwa ein Viertel bis die Hälfte der Treibhausgasemissionen von Kuhmilch. Selbst Pflanzendrinks auf Basis von Kokosnüssen, die nur in tropischen Regionen wachsen, schneiden hinsichtlich der CO2-Bilanz besser ab als Kuhmilch.
Wichtig zur Einschätzung der Nachhaltigkeit ist die Herkunft der Zutaten, die jedoch nicht immer angegeben wird. Lassen Sie sich nicht von Angaben wie "Hergestellt in Deutschland" auf den Holzweg führen. Dadurch kann leicht der Eindruck entstehen, dass auch die Rohstoffe in Deutschland angebaut wurden. Tatsächlich kann der Hinweis einfach nur bedeuten, dass der Drink in Deutschland abgefüllt, verpackt und/oder aus importierten Rohstoffen hergestellt wurde. Für eine nachhaltige Wahl sind Produkte aus möglichst regional angebauten Zutaten die beste Wahl. Das kann im Falle von Hafer durchaus Deutschland sein, bei Soja, Reis und Mandeln muss das Verständnis von Nachhaltigkeit in der Regel auf Europa ausgedehnt werden. Kokosnüsse werden nur in tropischen Regionen angebaut. Wer also Wert auf die regionale Herkunft und kurze Transportwege legt, sollte sich nach anderen Pflanzendrinks umschauen.
Im Falle von Reisdrinks ist es besonders sinnvoll, auf die europäische Herkunft zu achten. Reis aus Europa wird in der Regel im Trockenanbau-Verfahren erzeugt und ist dadurch deutlich klimafreundlicher als asiatischer Reis.
Mandeldrinks haben den Nachteil, dass für den Anbau der Mandeln sehr viel Wasser verbraucht wird. Das ist ein ökologisches Problem, denn Mandeln wachsen in warmen Regionen, wo das Wasser knapp ist, wie in Kalifornien und der Mittelmeerregion. Die Wasserbilanz von Mandeldrinks kann schlechter sein als die von Milch.
Bei Angaben zur CO2-Bilanz ist Aufmerksamkeit gefragt: Beziehen sie sich auf den Pflanzendrink oder unter Umständen nur auf die Verpackung? Mehr zu Klimawerbung finden Sie auf dieser Seite und hier das Thema Greenwashing.
Wissenswertes zu Pflanzendrinks
Drink, nicht Milch
Der Begriff Milch ist ebenso wie Joghurt, Sahne, Butter und Käse gesetzlich geschützt (VO (EU) 1308/2013, Käse-Verordnung). Er darf nur für Produkte verwendet werden, die aus dem Gemelk von Säugetieren wie Kuh, Büffel, Schaf oder Ziege gewonnen wurden. Daher sind Bezeichnungen wie Hafermilch, Mandelmilch, Reismilch oder Sojamilch nicht erlaubt. Der Begriff "Kokosmilch" hingegen ist (wie auch Kakao- oder Erdnussbutter) seit vielen Jahren durch eine Ausnahmeregelung zulässig.
Zucker in Pflanzendrinks
Werbebotschaften wie "ohne Zuckerzusatz" oder "ungesüßt" können zu der falschen Annahme verleiten, die Produkte seien insgesamt zuckerarm und damit eher zu empfehlen. Diese Aussagen bedeuten jedoch nur, dass kein zusätzlicher Zucker hinzugefügt wurde. Es kann aber trotzdem Zucker enthalten sein. Der Zuckergehalt schwankt je nach Sorte bzw. verwendetem Rohstoff. Ein "ungesüßter" Drink kann durchaus mehr Zucker beinhalten als ein gesüßter Drink auf Basis eines anderen Rohstoffs. Daher empfiehlt sich immer ein Blick auf die Nährwerttabelle. Dort ist der tatsächliche Zuckergehalt angegeben.
Produktgestaltung
Die Verpackungen von Pflanzendrinks sind in der Vergangenheit häufig durch eine unübersichtliche und überladene Gestaltung aufgefallen – das kann schnell nerven. Werbeaussagen, Siegel, Bilder, "frei von"-Kennzeichnungen, Legenden, verschiedene Sprachen, Farben und Formen erschwerten die Orientierung. Kleine "Geschichten" und "Storytelling"-Elemente zur emotionalen Ansprache konnten zusätzlich von relevanten Kennzeichnungselementen wie dem Zutatenverzeichnis, Angaben zur Herkunft der Zutaten oder der offiziellen Produktbezeichnung ablenken. Details lesen Sie in unserer Marktstichprobe aus März 2021.
Unser Tipp: Orientieren Sie sich auf der Rückseite oder seitlich auf der Verpackung, denn dort befindet sich häufig die offizielle Produktbezeichnung und meist direkt darunter das Zutatenverzeichnis.