Brauchen Schwangere Omega-3-Fettsäuren?
Die langkettige Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) ist für die normale Entwicklung des kindlichen Gehirns und der Sehfunktion wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Schwangeren mindestens 200 mg DHA pro Tag aufzunehmen. Dies kann durch ein bis zwei Seefisch-Mahlzeiten pro Woche erreicht werden, am besten mit fettreichem Fisch wie Makrele, Hering, Sardine oder Lachs. Große Raubfische (z.B. Thunfisch, Haifisch, Schwertfisch, Heilbutt oder Aal, frisch und aus der Konserve) können durch die Anreicherung in der Nahrungskette hohe Schadstoffgehalte (z.B. Quecksilber) aufweisen und sollten nur selten gegessen werden. Fisch sollte wegen möglicher Lebensmittelinfektionen grundsätzlich nur gut durcherhitzt und sofort verzehrt werden (kein Sushi). Eine Ausnahme sind Fischvollkonserven, die können Sie ohne weitere Erhitzung essen.
Walnüsse, Leinsamen und Pflanzenöle wie Raps- oder Leinöl enthalten die essentielle Omega-3-Fettsäure alpha-Linolensäure, die im Körper zu einem geringen Teil in DHA umgewandelt werden kann. Frauen, die auf Fisch verzichten oder ihn nur selten essen, sollten daher DHA über angereicherte Lebensmittel (z.B. angereichertes Öl oder Margarine) oder Nahrungsergänzungsmittel mit DHA (z.B. aus marinen Mikroalgen wie Schizochytrium oder Ulkenia) zuführen. Werden Produkte mit "mit DHA" beworben, muss der DHA-Gehalt in der Nährwerttabelle auf der Packung genannt sein. Bei Produkten, die nur als Omega-3-Kapseln o.ä. bezeichnet werden, ist das nicht der Fall, bei diesen muss nur der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren insgesamt angeben werden.
Sollten Schwangere Vitamin D ergänzen?
Die Vitamin-D-Versorgung Schwangerer wirkt sich direkt auf die kindliche Vitamin-D-Versorgung und Gesundheit (z.B. der Knochen) aus. Über die Nahrung wird nur wenig Vitamin D aufgenommen (z.B. über Fisch, Margarine und Pilze).
Die Vitamin-D-Versorgung des Körpers wird hauptsächlich durch die Vitamin-D-Bildung in der Haut bei Sonnenschein gesichert. Gefährdet für eine Unterversorgung sind Frauen, die sich selten im Sonnenlicht aufhalten oder ihre Haut weitgehend bedecken bzw. Sonnencreme anwenden und Frauen mit dunklem Hauttyp. Für diese Personengruppe empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine Supplementierung mit einem Nahrungsergänzungsmittel – aber nur nach Rücksprache mit Frauenärztin oder -arzt. Die Referenzwerte für Vitamin D sind während Schwangerschaft und Stillzeit höher als vor der Schwangerschaft.
Die individuelle Versorgungslage kann nur über eine Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels im Blut erkannt werden. Statt angereicherte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung sich öfter im Freien aufzuhalten und zu bewegen, denn so kann der Vitamin D-Bedarf auch ohne Präparate gedeckt werden.
Cholin in der Schwangerschaft – fundierte Empfehlungen fehlen
Cholin ist eine vitaminähnliche Substanz (fälschlich auch als "Vitamin B4" bezeichnet), die jedoch vom menschlichen Organismus selbst hergestellt werden kann – zumindest, wenn ausreichend Folsäure und Methionin (eine essenzielle Aminosäure) im Speiseplan enthalten sind. Cholin ist Baustoff vieler wichtiger Moleküle, die unter anderem für die Gehirnentwicklung von Bedeutung sind. Aufgrund der kindlichen Wachstumsprozesse haben Schwangere einen erhöhten Cholin-Bedarf. Bisher ist unklar, ob die körpereigene Produktion auch in der Schwangerschaft ausreicht. Es gibt keine Empfehlung, Cholin in der Schwangerschaft zu supplementieren, trotzdem gibt es bereits Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere mit Cholin.
In Lebensmitteln liegt Cholin frei oder gebunden in Form von Phosphatidylcholin (Lecithin) und Sphingomyelin vor. Besonders Eier, Fleisch, Fisch und Milchprodukte liefern Cholin, aber auch Hülsenfrüchte, Tofu und Getreideprodukte tragen zur Versorgung bei.
Da für Cholin bisher kein eindeutiger Referenzwert für die Nährstoffzufuhr abgeleitet werden konnte, orientiert sich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) an der durchschnittlich beobachteten Cholinzufuhr in der Bevölkerung und hat zunächst einen Schätzwert für die adäquate (angemessene) tägliche Zufuhr (AI) von 400 mg Cholin für gesunde Erwachsene definiert. Durch das Hinzurechnen der durchschnittlichen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft wurde eine angemessene Zufuhr von 480 mg Cholin pro Tag für Schwangere und durch Berücksichtigung der Cholinverluste über die Muttermilch eine angemessene tägliche Zufuhr für Stillende von 520 mg Cholin abgeleitet.
Das erscheint sehr viel, denn mit 291-374 mg pro Tag liegt die durchschnittliche Cholin-Zufuhr von Frauen in Europa deutlich darunter. Eine erste kleine Studie aus Deutschland mit 283 Schwangeren zeigte, dass diese im Schnitt nur 270 mg/Tag aufnahmen. Bei vegetarisch oder vegan essenden Schwangeren waren es 205 mg/Tag. Es besteht aber kein Grund zur Panik, denn die Empfehlungen basieren auf beobachteten Durchschnittszufuhrmengen von Bevölkerungsgruppen, die aus methodischen Gründen eigentlich immer höher sind als experimentell ermittelte Bedarfe (die es für Cholin bisher nicht gibt).
Und: Die tägliche Cholinzufuhr ist abhängig von der Nahrungszufuhr insgesamt. Deshalb ist anzunehmen, dass der geschätzte (!) Mehrbedarf in der Schwangerschaft bei entsprechender Lebensmittelauswahl zumindest teilweise gedeckt werden kann. Eine zusätzliche Einnahme von Cholin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln während der Schwangerschaft ist bei abwechslungsreicher Mischkost sehr wahrscheinlich nicht notwendig. Da jedoch besonders tierische Lebensmittel gute Cholinlieferanten sind, ist davon auszugehen, dass die Cholinversorgung bei schwangeren Veganerinnen noch deutlicher unterhalb der vermuteten angemessenen Zufuhr liegt - was die oben erwähnte kleine Studie auch gezeigt hat. Welche Folgen das im Einzelfall haben kann, ist derzeit unklar. Klare Empfehlungen einschlägiger Fachgesellschaften stehen derzeit noch aus, werden aber dringend benötigt. Vollkornbrot, Weizenkeime, Hülsenfrüchte wie Kidney- oder Sojabohnen, Tofu und andere Sojaprodukte, Erdnüsse und Kohlsorten (z. B. Brokkoli oder Rosenkohl) liefern Cholin.
Fragen Sie Ihre Gynäkolog:innen, ob diese eine Nahrungsergänzung mit Cholin für notwendig erachten. Wenn Sie auch in der Schwangerschaft vegan essen möchten, suchen Sie sich bitte unbedingt ärztliche bzw ernährungsmedizinische Beratung.
Poster zum Aufhängen: Essen und Trinken in der Schwangerschaft
Zum Weiterlesen:
Quellen:
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BfR (2023): Fischverzehr in Schwangerschaft und Stillzeit: Einige Fischarten weisen hohe Methylquecksilber-Gehalte auf. Stellungnahme Nr. 047/2023 des BfR vom 11.10.2023 (abgerufen am 24.06.2024)
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Marktcheck Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere, Stand: 20.12.2023 (abgerufen am 24.06.2024)
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BfR-Stellungnahme Nr. 009/2021: Höchstmengenvorschläge für Eisen in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. Stand: 15. März 2021
BfR (2013): Vitamin D - der aktuelle D-A-CH-Referenzwert aus Sicht der Risikobewertung (abgerufen am 24.06.2024)
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Netzwerk Gesund ins Leben (2024): Folsäure: wichtig vor und während der Schwangerschaft. Stand: 31.01.2024
Netzwerk Gesund ins Leben (2020): Vegan und schwanger: Ohne Nahrungsergänzungsmittel geht es nicht. Stand: 11.11.2020 (abgerufen am 24.06.2024)
Netzwerk Gesund ins Leben (2021): Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft. Stand: 23.06.2021 (abgerufen am 24.06.2024)
Netzwerk Gesund ins Leben (2021): Schwangere und Stillende: täglich Jod supplementieren. Auch bei ausgewogener Ernährung gilt diese Empfehlung. Stand: 10.11.2021 (abgerufen am 24.06.2024)
Netzwerk Gesund ins Leben (2021): Auf was sollten Schwangere bei einer vegetarischen Ernährung achten? Stand: 28.09.2021
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Irreführende Werbung für "adfetal" untersagt. Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg vom 02.08.2022
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Throl C (2019): Vitamin- und Eisenpräparate für Schwangere. Zu viel ist zu viel. Ökotest Dezember 2019 (abgerufen am 24.06.2024)