Glasfaser-Anschluss für 0 Euro nur mit Bindung an Zahlungsdienstleister
Wer bei Giga Fiber einen Internet-Anschluss über Glasfaser gratis bekommen möchte, muss laut den FAQ auf der Internetseite zustimmen, dass "wiederkehrende Zahlungen wie Miete, Nebenkosten, Strom aber auch Darlehenszahlungen über den von Giga Fiber zur Verfügung gestellten Payment-Service" abgewickelt werden. Dieser Dienstleister ist TeleCash.
Das bedeutet, dass Sie solche Verpflichtungen nicht mehr von Ihrem Girokonto zum Beispiel per Dauerauftrag überweisen dürfen. Giga Fiber erhält also umfangreichen Einblick in Ihre monatlichen Ausgaben – die sonst eigentlich nur Ihre Bank hat. Für Banken gibt es allerdings besondere Gesetze, an die sie sich halten müssen und sie werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht (BaFin) überwacht. Giga Fiber nicht. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen Mitglied in den Branchenverbänden Breko und VATM – es sind Verbände für Telekommunikationsunternehmen.
Verstoß gegen die AGB mit schweren Folgen
Während in den FAQ auf der Internetseite von "wiederkehrenden Zahlungen" die Rede ist, die über den Zahlungsdienstleister abgewickelt werden müssen, heißt es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nur "Deine Zahlungen". Das ist sehr offen formuliert, sodass leicht die Gefahr besteht, dass man unbewusst gegen die Bedingungen verstößt und Giga Fiber dann doch Geld für den Glasfaseranschluss fordert – denn das ist die Folge beim Verstoß gegen die Nutzungspflicht des Zahlungsdienstleisters. Wie viel Geld Giga Fiber dann verlangen würde, ist unklar.
In Punkt 3.2 d der AGB wird die Erstattung der Anschlusskosten für den Glasfaser-Anschluss bereits nach dem ersten Verstoß fällig – jedenfalls innerhalb der ersten 24 Monate der Mindestvertragslaufzeit. Bei "wiederholtem schadhaftem Verstoß" schreibt Giga Fiber in den AGB, den gesamten Vertrag außerordentlich kündigen zu können – und damit den Internetanschluss zu kappen.
Wie sollen Zahlungen kontrolliert werden?
Genauso unklar ist, wie Giga Fiber sicherstellen will, dass Sie tatsächlich alle Ihre Zahlungen über das Unternehmen abwickeln. Reicht ihm, dass Sie selbst Ihre Verpflichtungen angeben (und dabei theoretisch die eine oder andere monatliche Zahlung verschweigen könnten) oder will das Unternehmen auf Ihr Girokonto zugreifen?
Ab welchem Zeitpunkt gibt es das Glasfaser-Internet?
Sehr offen formuliert ist auch folgende Aussage in Punkt 2.3 der AGB: "Dein Internet erhältst Du in der Regel spätestens zwei Wochen nachdem Dein Hausanschluss fertiggestellt worden ist." Den Hausanschluss will Giga Fiber legen (lassen). Weiter unten in Punkt c ist dann allerdings von "spätestens vier (4) Monaten" nach Fertigstellung des Hausanschlusses die Rede. Außerdem erklärt Giga Fiber, dass der Zugang zum Internet über ein "von uns bestimmtes Telekommunikationsunternehmen" bereitgestellt werde. Das können also zum Beispiel Telekom, Vodafone, O2, 1&1 oder andere Anbieter sein, die man dann nehmen müsste.
Datensammlung schon vor dem Vertrag
Giga Fiber scheint eher ein Vermittler zu sein und kein tatsächlicher Telekommunikationsanbieter oder Unternehmen für Finanzdienstleistungen. Interessenten könnten einen Antrag absenden. Giga Fiber will dann die "Verfügbarkeit und Realisierbarkeit eines Glasanschlusses" prüfen und ein individuelles Angebot schicken, das man auch ablehnen könne. In Punkt 7.2 der Datenschutzerklärung schreibt Giga Fiber, dass personenbezogene Daten weitergegeben oder offengelegt werden dürfen. Sie könnten auch an Firmen außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (also zum Beispiel in den USA, Russland oder China) gesendet werden – allerdings "ausschließlich zur Erfüllung der vertraglichen und geschäftlichen Verpflichtungen". Dazu gehört, wie oben geschrieben, zum Beispiel die Auswahl eines Internet-Versorgers und eines Zahlungsdienstleisters.