Magen-Darm-Beschwerden: Ich glaube, jeder und jede kann dazu eine eigene Geschichte beisteuern. Wo viele Betroffene sind, wird viel geforscht, oder? Gibt es denn neueste wissenschaftliche Erkenntnisse?
Sehr spannend, dass Sie exakt das gerade fragen, weil es mich aufgrund einer neuen Buchanfrage umgetrieben hat: Im letzten Jahr sind diverse wissenschaftliche Veröffentlichungen für Menschen mit Magen-Darmbeschwerden veröffentlicht worden. Und unisono weisen alle guten Studien auf den wichtigen Stellenwert der Ernährung und der Lebensmittelauswahl hin. Aber bei genauerem Hinsehen fehlt es an konkreten Hinweisen. Die wissenschaftlichen Schriften bleiben zu unkonkret- zu nebulös.
Und den täglichen Rezeptvorschlägen in irgendwelche Wurfsendungen und den vielen Kochbüchern, die angeboten werden, mangelt es häufig an übertragbaren echten Handlungsanweisungen für Betroffene. Ich bevorzuge das Prinzip der Baukästen: Diese Baukästen die ich für Betroffen formuliert habe finde ich nach wie vor hilfreich und leistungsorientiert. Das ist genau das, was hilft und praktisch im Alltag umsetzbar ist. Immer noch und immer wieder.
Warum sind Handlungsanweisungen so wichtig? Reicht es nicht, wenn die Betroffenen sich passende Rezepte raussuchen und selber kochen?
Das klingt erst einmal vernünftig – ist aber zu kurz gedacht. Das einfache Nachkochen eines einzelnen Rezeptes vernachlässigt, wie wichtig die Warenkundethemen sind oder die Kombinationswirkung von beispielsweise Makronährstoffen. Deswegen nimmt genau das in meiner Beratung großen Raum ein. Das Nachkochen eines attraktiven Rezeptes wird keine echte Abhilfe von Beschwerden schaffen. Aus meinen Erfahrungen bleiben Betroffene eher bei ihren Vorlieben und suchen ihrer Meinung nach passende Rezepte aus.
Mein Ansatz geht weiter und fordert die betroffenen zum aktiven Gestalten ihrer Mahlzeiten auf durch verschiedene Checklisten, mit denen sie ganz praktische Entscheidungshilfen entwickeln können. Nochmals: Statt ein ganz allgemeines „Magen-Darm“-Rezept nachzukochen müssen die Betroffenen erkennen, warum bei ihnen persönlich manche Lebensmittel in bestimmten Zusammensetzungen mal mehr, mal weniger Beschwerden auslösen. Sie können dadurch, ganz nach ihren persönlichen Voraussetzungen, Abhilfe für ihre Beschwerden erzielen. Um das zu erreichen benötigt es solide belastbare Informationen. Handreichungen, die sich in der Praxis bewährt haben.
Aber kochen und essen soll doch auch Freude bereiten. Sollen die Betroffenen auf bestimmte Vorlieben verzichten?
Nein, das ist ja gerade der springende Punkt: Nicht das Weglassen, nicht der Verzicht ist die Lösung! Es geht um das „was muss in eine gesunde bauchfreundliche Kost hinein“! Das ist der Schlüssel für dauerhafte Veränderung, nicht der Verzicht oder gar das Weglassen. Vieles ist weiterhin erlaubt- aber nicht alles erwünscht! Mit einer guten Basisernährung verzeiht auch ein empfindlicher Bauch eine nicht so erwünschte Vorliebe für zu viel Fettes, Süßes oder für eine zu späte Mahlzeit.