Was eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung mindestens enthalten sollte
Der Weg zu einem guten Versicherungsschutz ist oft mühsam. Es gibt viele Anbieter mit noch mehr Tarifen mit unterschiedlichstem Leistungsumfang und Vertragsbedingungen. Das macht die Auswahl sehr schwer. Dazu kommen noch Probleme beim Abschluss: die gesundheitlichen Voraussetzungen, der ausgeübte Beruf, das riskante Hobby - all diese Punkte werden unterschiedlich von den Gesellschaften bewertet und werden dadurch zu weiteren Hindernissen auf dem Weg zum Versicherungsschutz.
Damit ein Vertrag wirklich verlässlichen Schutz bietet, müssen unserer Ansicht nach mindestens folgende Regelungen enthalten sein:
- Die Rente wird gezahlt, wenn der Versicherte infolge von Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall in seinem in gesunden Tagen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr zu mindestens 50 Prozent tätig sein kann. Das gilt auch bei einem Berufswechsel. Beispiel: Wer Bauschlosser gelernt hatte, aber jetzt als IT-Experte arbeitet, bei dem wird nur die Tätigkeit als IT-Experte geprüft.
- Es wird nicht geprüft, ob man mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten oder seiner Erfahrung und Ausbildung noch eine andere Tätigkeit ausüben könnte (so genannter "abstrakter Verweisungsverzicht"). Beispiel: Es wird nicht geprüft, ob ein operierender Chirurg auch als Fachgutachter tätig sein könnte, wenn seine Hand nach einem Unfall dauerhaft beeinträchtigt ist.
- Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherte voraussichtlich 6 Monate lang zu mehr als 50 Prozent berufsunfähig sein wird oder dieser Zeitraum schon verstrichen ist.
- Die Rente wird auch rückwirkend ab dem ersten Tag des Sechs-Monats-Zeitraums gezahlt.
- Bei verspäteter Meldung wird die Rente mindestens drei Jahre lang rückwirkend gezahlt.
- Während der Leistungsprüfung wird auf Wunsch der Beitrag gestundet. Denn wer berufsunfähig ist, dem fällt es oft auch schwer, die monatlichen Versicherungsbeiträge weiter zu zahlen.
- Der Versicherer verzichtet darauf, den Vertrag zu kündigen oder die Beiträge anzuheben, wenn sich später herausstellt, dass der Versicherte ohne sein Verschulden Vorerkrankungen nicht angegeben hat. Das kann sonst zu einer bösen Überraschung führen, wenn Sie zwar lange Zeit in eine Versicherung eingezahlt hatten, diese aber bei einer eingetretenen Berufsunfähigkeit recherchiert, Vorerkrankungen findet und schließlich Zahlungen verweigert.
- Der Vertrag gilt weltweit.
- Bei einer befristeten Anerkennung verlangt der Versicherer nicht die Rückzahlung bereits gewährter Renten, wenn sich herausstellt, dass der Anspruch nicht gerechtfertigt war.
Einige Gesellschaften zahlen für Reha-Maßnahmen und einmalige Übergangshilfen. Diese besonderen Leistungen sind zwar im Einzelfall hilfreich, sollten aber kein Auswahlkriterium sein.
Sinnvolle Regelungen für die Beiträge
Am sinnvollsten und günstigen ist eine so genannte "selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung". Im Fall der Fälle zahlt sie die vereinbarte Rente und übernimmt dann auch die Beitragszahlung. Sprich: Sie bekommen die vereinbarte Versicherungsleistung, müssen aber nicht mehr weiter monatlich Ihre Beiträge zahlen.
Wichtig ist es außerdem eine Dynamik zu vereinbaren. Damit sichern Sie zum Beispiel Einkommenssteigerungen oder die Inflation ab. Falls Sie zum Beispiel heute 1.000 Euro monatlich versichern, entsprechen diese 1.000 Euro in zwanzig Jahren vermutlich deutlich weniger Kaufkraft. Bei einer Inflation von 2 Prozent im Jahr beträgt die Kaufkraft nach 20 Jahren nur noch 672,97 Euro. Eine dynamische Versicherung sollte zumindest eine solche Steigerung berücksichtigen.
Mit einer Nachversicherungsgarantie können Sie bei besonderen Ereignissen (zum Beispiel bei beruflicher Karriere, Heirat, Geburt eines Kindes, Hausbau usw.) ohne weitere Gesundheitsprüfung die Rente erhöhen. Das ist oft sinnvoll, weil Sie zu solchen Ereignissen neue Prioritäten in Ihrem Leben setzen könnten - für ihre Kinder möchten viele Menschen zum Beispiel stärker vorsorgen.
Achtung: Es werden auch Kopplungen mit kapitalbildenden Lebensversicherungen angeboten. Das ist meist zu teuer und ergibt keinen Sinn: Kapitallebensversicherungen sind nur ganz selten als private Altersvorsorge sinnvoll.
Wählen Sie eine Rente in der richtigen Höhe
Die versicherte Rente sollte alle alltäglichen Ausgaben absichern, die auch nach Eintritt der Berufsunfähigkeit weitergezahlt werden müssen (zum Beispiel Haushaltskosten, Miete, Altersvorsorge).
80 Prozent vom derzeitigen Netto sind oft ein guter Richtwert.
Vorsicht auch bei der Laufzeit
Der Vertrag sollte idealerweise bis zum Eintritt in den Altersruhestand, also zum 67. Lebensjahr, laufen. Wer später zum Beispiel durch Ersparnisse den Vertrag nicht mehr oder nur noch teilweise benötigt, kann ihn jederzeit kürzen oder ganz kündigen.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Berufsunfähigkeit steigt im Alter an. Seien Sie daher vorsichtig, wenn Versicherer ein Vertragsende vor dem Rentenalter anbieten. Sie drohen den Versicherungsschutz dann genau in dem Zeitraum zu verlieren, in dem es noch einmal besonders darauf ankommt.
Wie können sich Berufsstarter:innen besonders günstig versichern?
Die normale Berufsunfähigkeitsversicherung mit guten Bedingungen ist für Menschen in einer Ausbildung, einem Studium oder am Beginn des Berufslebens oft zu teuer.
Deshalb bieten einige Versicherer so genannte "Starterpolicen" an, die während einer Startphase in den ersten Jahren der Laufzeit bei gleichen Bedingungen einen günstigeren Preis haben. Nach Ablauf der Startphase steigt der Beitrag jedoch über den normalen Beitrag an.
Das ist unterm Strich zwar teurer. Aber so können Sie sich schon früh einen umfassenden Schutz leisten.
Gut zu wissen: Wenn Sie sich für einen solchen Startertarif entscheiden, achten Sie genau darauf, dass die Bedingungen für den Leistungsfall auch den hier genannten Anforderungen entsprechen. Wichtig ist insbesondere bei der Leistungsdauer, dass der Versicherungsschutz bis zum voraussichtlichen Ruhestandsalter gewährleistet ist.
Vergleichen Sie die Preise!
Ein 30-jähriger kaufmännischer Angestellter zahlt für eine monatliche BU-Rente in Höhe von 1.000 Euro bei einem günstigen Anbieter rund 50 Euro monatlich für Versicherungsschutz bis zum 67. Lebensjahr. Bei einem teuren Versicherer ist für ebenfalls 1.000 Euro BU-Rente ein Beitrag mehr als 100 Euro fällig. Die Unterschiede sind also gravierend - bei den Bedingungen und bei der Prämie!
Ähnlich stellt es sich bei einem Dachdecker dar: Bekommt dieser mit 20 Jahren bis zum 65. Lebensjahr eine monatliche BU-Rente von 1.000 Euro bei einem preiswerten Anbieter für monatlich rund 100 Euro, zahlt er bei gleichen Voraussetzungen für einen teuren Vertrag mehr als 200 Euro.
Besser stellt sich der Dachdecker, der bereits als Schüler eine BU-Versicherung abgeschlossen hat - dieser profitiert bei einem guten Anbieter über die gesamte Vertragslaufzeit von der günstigen Berufseinstufung und zahlt dadurch lediglich rund die Hälfte bis ein Drittel im Vergleich zum Abschluss als Dachdecker.
Denn wer bereits als Schüler oder Student eine erste Arbeitskraftabsicherung abschließt, bekommt - neben dem oft guten Gesundheitszustand - meist günstige Beiträge und eine vorteilhafte Einstufung der Berufsgruppe.
Die Berufsgruppe bleibt bestehen, auch wenn später ein handwerklicher oder ein anderer risikoreicher Beruf ausgeübt wird.
Versicherungsantrag, Vorerkrankungen und Risikovoranfrage
Bevor Sie einen Vertrag über eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, müssen Sie Gesundheitsfragen beantworten. Beantworten Sie sie auf jeden Fall vollständig und richtig! Sonst kann der Versicherer später wegen "Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht" vom Vertrag zurücktreten. Dann hätten Sie im schlimmsten Fall lange Zeit für eine solche Versicherung gezahlt, gehen aber leer aus, sobald die Berufsunfähigkeit eintritt.
Die Antworten auf Gesundheitsfragen beurteilen die Versicherer nicht einheitlich. Tests haben gezeigt, dass ein- und dieselbe Person mit identischen Angaben bei manchen Anbietern einen Vertrag bekommen hätte, bei anderen Gesellschaften einen Risikozuschlag gezahlt hätte und bei wieder anderen Versicherern ganz abgelehnt worden wäre.
Wenn Sie fürchten, wegen Vorerkrankungen Probleme zu bekommen, sollten Sie eine anonyme Risikovoranfrage starten. Dabei fragt ein Dienstleister Versicherungen ab, ob und zu welchen Bedingungen sie Sie versichern würde. Ihr Name und auch Ihre Anschrift werden nicht angegeben, sodass Sie mit Ihren Vorerkrankungen nicht auf Listen landen und nicht bei anderen Verträgen Probleme bekommen, einen Versicherer zu finden.