Was ist Spirulina?
Spirulina platensis, oder korrekter: Arthrospira platensis, ist eine Cyanobakterie, früher "Blaualge", die flache, subtropische bis tropische Gewässer mit hohem Salzgehalt besiedelt, vor allem in Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Australien. Sie wird seit alters her von den an diesen Gewässern wohnenden Menschen als Nahrung genutzt. Der Nutzen als Eiweiß-, Eisen- und Vitamin A-Quelle beispielsweise in Indien oder Burkina Faso ist laut World Health Organization (WHO) unbestritten. Daran herrscht in Deutschland allerdings kein Mangel.
Gewerblich wird Spirulina heute in Aquakulturen produziert. Sie werden mittels Filterns oder Zentrifugierens gewonnen und anschließend heißluft- oder gefriergetrocknet.
Spirulina hat, anders als Mikroalgen wie Chlorella, keine Zellulosewände. Dadurch sind die Inhaltsstoffe besser bioverfügbar als bei Hefen und anderen Einzeller-Algen. Laut Bundeslebensmittelschlüssel liefern 100 Gramm getrocknete Spirulina etwa 60 Gramm Eiweiß, 19,8 Milligramm Eisen und 3,6 Milligramm Beta-Carotin sowie 1.820 Mikrogramm Folate.
Das in Spirulina enthaltene Vitamin B12 liegt nach Auskunft des Max-Rubner-Instituts zu etwa 80 Prozent in einer für den Menschen nicht verwertbaren Form vor, ist also für vegan essende Menschen keine Hilfe. Und meist werden viel höhere Vitamin B12-Gehalte angegeben, als die Produkte tatsächlich enthalten, wie Analysen der Lebensmittelüberwachung zeigen. Ähnliches Ähnliches gilt möglicherweise auch für einen großen Teil des Beta-Carotins, da Spirulina in einer Untersuchung praktisch keinen Einfluss auf den Serumspiegel zeigte.
Kann es Probleme mit Schadstoffen geben?
Da es sich in der Produktion von Mikroalgen und Spirulina häufig um offene Systeme handelt, kann es zu einem Mix kommen: Spirulina kann mit Algen. etwa Grünalgen, und anderen Cyanobakterien, aber auch mit Darmbakterien, zum Beispiel über Vogelkot, kontaminiert sein. Als typisches Naturprodukt können auch Kleinstlebewesen wie Wasserflöhe enthalten sein.
Bei einer Kontamination mit anderen Cyanobakterien ist eine Belastung mit lebertoxischen Mikrocystinen, wie von den sogenannten AFA-Algen bekannt, möglich. Inzwischen werden Spirulina aber auch aus geschlossenen Systemen angeboten, allerdings nicht so häufig wie Chlorella-Algen.
In früheren Untersuchungen wurden Schwermetallbelastungen (Blei, Cadmium und Quecksilber) durch verschmutztes Zuchtwasser festgestellt. Laut EFSA ist eine erhöhte Exposition mit anorganischem Arsen durch vermehrten Verzehr algenhaltiger Nahrung möglich.
In den letzten Jahren gab es im europäischen Schnellwarnsystem RASFF regelmäßig Meldungen über zu hohe Mengen an krebserregenden aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Spirulina, vermutlich durch Kontamination in Folge unsachgemäßer Trocknung. Seit 2015 gibt es daher PAK-Höchstwerte für Nahrungsergänzungsmittel mit Spirulina (VO (EU) 2015/1933).
Immer mal wieder fallen vor allem Produkte aus Asien durch unzulässige radioaktive Bestrahlung auf. 2020 war laut RASFF das Hauptproblem nicht deklariertes Sulfat. Dieses kann zu schweren Unverträglichkeitsreaktionen wie Asthma führen. 2021 fielen einige Produkte durch das verbotene, krebserregende Pestizid Ethylenoxid auf. 2024 wurde in kommerziell verkauften Spirulina-Produkten zudem die Kontamination mit Mikroplastik, insbesondere Polypropylen und Polystyrol, dokumentiert.
Quellen:
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