Das Wichtigste in Kürze:
- Kinder sollten möglichst wenig mit Werbung für spezielle Kinderprodukte in Kontakt kommen.
- Zum Frühstück sollten Brot oder Haferflocken und Milchprodukte gehören, nicht aber süße Cerealien.
- Joghurts und andere Milchprodukte für Kinder enthalten meist zu viel Zucker. Eine Alternative ist zum Beispiel Naturjoghurt mit frischen Früchten.
- Spezielle Wurst oder Fleisch und Fisch für Kinder bieten keine Vorteile.
- Tiefgekühltes wie etwa Gemüse oder Fisch kann sinnvoll sein. Tütensuppe oder Fix-Mischung, extra für Kinder, hingegen nicht.
- Süßes bleibt Süßes und ist zum Genießen da. Vitamine sollten in der ausgewogenen Ernährung stecken und nicht in Naschereien.
- Der beste Durstlöscher ist Wasser, ab und zu auch mal mit Saft als Schorle gemischt. Spezielle Kindergetränke mit Zucker oder Getränke mit Süßstoffen sind dann überflüssig.
Kinderlebensmittel und Werbung
Mit Comics, Stickern, Sammelfiguren und auffälliger Verpackung locken Hersteller ihre jungen Kund:innen. Kinderjoghurt, -quark, Brotaufstriche, fruchtsafthaltige Getränke und Frühstückscerealien bestimmen den Markt. Inzwischen gehören auch Tütensuppen, Nudelgerichte und Fischkonserven zum Sortiment. Zahlreiche Produkte mit Kinderoptik zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie reichlich Zucker, Fett und Zusatzstoffe enthalten - und häufig auch teurer sind.
Die Verbraucherzentralen können keines der Spezialprodukte empfehlen.
Den Eltern versprechen die Werber, dass Kinderlebensmittel gesund seien. Sie weisen beispielsweise darauf hin, dass sie den "Aufbau gesunder Knochen unterstützen" oder dass sie "wertvolle Vitamine" enthalten. Je häufiger Kinder eine Werbung anschauen, umso eher erkennen sie Markenlogos und entwickeln ihre Vorlieben für bestimmte Produkte. Sie können die Werbung nicht von anderen Filmen im Fernsehen unterscheiden. Besonders die eigens komponierten Lieder mit eingängigen Melodien setzen sich in den Köpfen der Kinder fest. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein zehnjähriges Kind in Deutschland circa 100 Werbespots am Tag sieht! Der Einfluss der Kinder auf den Einkauf der Eltern darf man daher nicht unterschätzen.
Laut einer Bevölkerungsumfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes zum Thema Lebensmittel befürworten 83 Prozent der Befragten Obergrenzen für Zucker, Fett und Salz bei Lebensmitteln, die sich in Aufmachung und Gestaltung an Kinder richten. Bislang verbietet keine gesetzliche Regelung, ungesunde Lebensmittel für Kinder zu vermarkten, obwohl genau das aus Sicht der Verbraucherzentralen dringend notwendig ist.
⇒ Die Empfehlung der Verbraucherzentralen:
Beobachten Sie aufmerksam, an welchen Stellen Kinder mit Werbung in Kontakt kommen. Die meisten Fernseher bieten Einstellungsmöglichkeiten, die nur bestimmte Sender für die Kleinen zulassen. Auch im Internet versuchen die Hersteller von Kinderlebensmitteln und anderen Leckereien, mit ihren Werbeaussagen zu landen. Sprechen Sie mit den Kindern darüber und vereinbaren Sie, wie oft und wie lange sie diese Medien nutzen können.
Frühstückscerealien
Die Basis von Frühstückscerealien bildet zwar Getreide, doch sind noch zahlreiche andere Zutaten wie z.B. Zucker, Glukosesirup, Palmöl, Aroma, Säureregulatoren, Vitamine und Mineralstoffe zugefügt. Insbesondere der Zuckergehalt dieser Produkte ist sehr hoch. Dabei sind meist mehr als eine Zuckerart enthalten.
Kommen dann noch Schokolade oder Nougat hinzu, steigt auch der Fettanteil oft auf über 15 Prozent. Mit einer Portion von 50 Gramm zum Frühstück wird dann bereits ein Großteil der Tagesration an Fett und Zucker aufgenommen.
Die Werbung verspricht ein gesundes Frühstück und einen guten Start in den Tag und lockt damit, dass die Produkte mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sind. Angereicherte Lebensmittel sind in der Kinderernährung jedoch überflüssig. Durch normale Mahlzeiten mit vielen frischen Produkten erhält Ihr Kind in der Regel alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe, die es benötigt.
⇒ Die Empfehlung der Verbraucherzentralen:
Zum Frühstück gehören Getreideprodukte, allerdings nicht in Form von Cerealien. Müsli mit frischem Obst oder ein Brötchen mit Marmelade oder Honig sind gute und ebenfalls süße Frühstücksmöglichkeiten. Wenn es ab und zu mal Cornflakes oder ähnliches geben soll, dann achten Sie darauf, dass diese zu den Süßigkeiten gehören und keine vollwertige Mahlzeit ersetzen können.
Milch und Milchprodukte
Ein riesiges Angebot an Kindermilchprodukten findet sich in den Kühlregalen. So gibt es etwa Milchmischgetränke, Quark, Joghurts mit Frucht und Pudding, die mit bekannten Comicfiguren daherkommen. Durch ihre Aufmachung und Verpackung sprechen sie damit Kinder gezielt an. Die Werbung mit zugesetzten Vitaminen und Mineralstoffen richtet sich direkt an die Eltern. Verzehren die Kinder aber mehrmals am Tag mit Vitaminen angereicherte Produkte, beispielsweise zusätzlich Getränke oder Vitaminbonbons, kann es bei bestimmten Vitaminen durchaus zu einer Überdosierung kommen.
Die Produkte enthalten recht viel Zucker und sollten daher eher als Süßigkeit angesehen werden.
⇒ Die Empfehlung der Verbraucherzentralen:
Einen Nachtisch oder eine Zwischenmahlzeit aus Milchprodukten und Obst können Sie schnell selbst herstellen. Zudem ist er preiswerter. Die Anreicherung mit Calcium ist überflüssig, da Milch und Milchprodukte natürlicherweise sehr viel Calcium enthalten. Auch für Vitamine gilt: Natürliche Lebensmittel reichen in der Regel aus, um den Bedarf zu decken! Ab und an kann ein Kinderprodukt als Süßigkeit genossen werden. Ein gesunder Nachtisch ist es allerdings nicht. Sie möchten mehr über Zucker erfahren? Im Ratgeber "Achtung, Zucker!" lesen Sie, wie der Körper ihn verwertet und welche Alternativen es gibt.
Fleisch, Wurstwaren, Fischerzeugnisse
Kinder lieben Würstchen, Mini-Salami und natürlich Fischstäbchen. Insbesondere das Angebot an kinderspezifischen Fleisch- und Wurstwaren hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Insgesamt unterscheiden sich diese Produkte hauptsächlich durch einen erhöhten Preis, eine kindgerecht aufgemachte Verpackung und der entsprechenden Werbung von herkömmlichen Produkten.
⇒ Die Empfehlung der Verbraucherzentralen:
Wurst und auch Fleisch sollten generell nicht täglich auf dem Speiseplan stehen. Die Produkte sind nur scheinbar auf die "besonderen Bedürfnisse" von Kindern abgestimmt, sondern eher eine Werbemasche der Hersteller. Teilweise loben diese auch hier mit besonderen Vitaminzugaben, die unserer Meinung nach nicht sinnvoll sind.
Mag Ihr Kind Fisch ausschließlich in Form von Fischstäbchen spricht nichts dagegen, diese hin und wieder anzubieten, wenn Sie bei der Zubereitung auf die fettarme Variante im Backofen zurückgreifen. Nichtsdestotrotz sollten Sie immer wieder auch andere Formen von Fischgerichten anbieten. Kinder brauchen oft sehr lange, um sich mit Neuem zu arrangieren.
Fertiggerichte
Das Angebot an Fertiggerichten und fertigen Beilagen steigt ständig. Von der tiefgekühlten Pizza oder dem Baguette über Tütensuppe, bis zu Reis- und Nudelgerichten, Fix-Gewürzmischungen, Fleisch, Fisch, Soßen oder dem einfachen Gemüse finden sich die verschiedensten Produkte in den Supermarktregalen.
Die Hersteller haben nach den Singles auch die Familien mit Kindern und Kleinkindern entdeckt. Wenn es schnell gehen muss, bieten Fertigprodukte sicherlich einige Vorteile. Die Nachteile überwiegen jedoch deutlich. Fertiggerichte enthalten häufig viel Fett, Zucker und Salz und nicht selten eine breite Palette an Zusatzstoffen. Zudem können Sie geschmacklich nicht mit selbst gekochten Mahlzeiten mithalten und sind meist teurer.
⇒ Die Empfehlung der Verbraucherzentralen:
Wenn es schnell gehen soll, greifen Sie lieber zu Vollkornbrot mit Frischkäse und Rohkost oder zu Nudeln mit Tomatensoße, die sich aus passierten Tomaten und ein paar Gewürzen schnell selbst zubereiten lässt. Es spricht auch nichts gegen die Verwendung von Tiefkühlgemüse ohne Soße oder küchenfertig eingefrorenen Fischfilets. Kombinieren Sie zum Beispiel tiefgekühlten Spinat mit frischen Kartoffeln und tiefgekühltem Lachs zu einer ausgewogenen Mahlzeit, die auch Kindern schmeckt.
Süßwaren und Gebäck
Dass Süßigkeiten wie Kekse, Kuchen und Schokolade keine gesunden Lebensmittel sind, sondern hauptsächlich unsere Vorliebe für Süßes zufrieden stellen, ist klar. Wie sind aber Bonbons, Lollis und süße Riegel zu bewerten, wenn sie zahlreiche Vitamine und laut Werbung wertvolle Inhaltsstoffe aus Milch oder Vollkorn enthalten?
In der Werbung werden die positiven Eigenschaften gelobt. Das soll besonders die Eltern ansprechen, an ihr Gewissen appellieren und sie zum Kauf animieren. Aber Süßes bleibt Süßes und sollte die Kinder nicht mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. Abwechslungsreiche, gesunde Ernährung mit frischen, normalen Lebensmitteln reicht dazu völlig aus.
⇒ Die Empfehlung der Verbraucherzentralen:
Vereinbarte Regeln zu Hause können helfen, das Thema "Süßes" nicht zum Dauerbrenner werden zu lassen. Ein- bis zweimal am Tag eine kleine Menge (insgesamt eine Kinderhand voll) Süßes nach Wahl ist in Ordnung.
Getränke
Eines scheint bei Eltern und Kindern angekommen zu sein: Trinken ist wichtig und weil es praktisch ist, sollte man auch unterwegs immer eine Flasche dabei haben. Für die ganz Kleinen gibt es häufig die Getränke aus der eigenen Flasche, während die älteren Kinder zu den zahlreichen Limonaden, Fruchtsaftgetränken, Eistees und Isodrinks greifen, die in bunten Farben locken.
Neben Farbstoffen und zugesetzten Vitaminen, der kritisch zu bewertenden Zitronensäure und weiteren Zusätzen, enthalten Durstlöscher für Kinder häufig viel Zucker. Dieser ist nicht nur ein Kalorienlieferant, sondern insbesondere in der Kombination mit Zitronensäure schädlich für die Zähne. Auch mit Süßstoffen gesüßte Getränke sind keine gute Alternative. Sie sind zwar zahnfreundlich, haben aber in der Kinderernährung nichts zu suchen. Das gilt auch für das Süßungsmittel Stevia, welches in Kombination mit anderen Süßungsmitteln in Getränken eingesetzt wird. Durch den häufigen Verzehr süßer Getränke bleibt die Reizschwelle für "Süßes" sehr hoch, schwach gesüßte Getränke werden von Kindern daraufhin häufiger abgelehnt
Für Süßstoffe gelten zudem sogenannte ADI-Werte (Acceptable Daily Intake = zulässige tägliche Aufnahmemenge). Diese beschreiben die Menge eines Stoffes, die ein Mensch lebenslang täglich aufnehmen kann, ohne dass gesundheitliche Folgen auftreten würden. Berechnet werden die Werte allerdings auf der Basis von Erwachsenendaten. Trinken Kinder also zum Beispiel häufig Erfrischungsgetränke, die Süßstoffe enthalten, können sogar die für Erwachsene geltenden ADI-Werte leicht überschritten werden. Eistee enthält zudem Koffein, das für Kinder generell nicht zu empfehlen ist.
⇒ Die Empfehlung der Verbraucherzentralen:
Das beste Getränk gegen Durst bleibt Wasser. Ob aus der Leitung oder Mineralwasserflasche steht Ihnen frei. Wenn es mehr Geschmack sein soll, ist eine Fruchtsaftschorle gemischt mit einem Teil Saft und drei Teilen Wasser ein erfrischender, leckerer, gesunder und auch preiswerter Durstlöscher.
- Kinder brauchen keine speziellen Lebensmittel. Den größten Nutzen davon haben die Hersteller, wenn die Kasse klingelt.
- Auf den Verpackungen befindet sich eine Nährwertkennzeichnung, die auch über die in den Lebensmitteln enthaltenen Mengen an Zucker, Fett und Salz Auskunft gibt. Es wird ein Wert für die zugesetzten und natürlicherweise enthaltenen Zucker insgesamt angegeben.
- Stehen Sie den Versprechungen der Werbebranche kritisch gegenüber. Kinder können mit normalen Lebensmitteln gesund und ausgewogen ernährt werden, ohne dass sie mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Produkte verzehren müssten.
- Eine entspannte Atmosphäre zu Hause bei gemeinsamen Mahlzeiten, ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von günstigen Essgewohnheiten.