Für wen sind Nahrungsergänzungsmittel mit Jod möglicherweise sinnvoll?
Die Jodversorgung in Deutschland hat sich seit Mitte der 1980er Jahre durch den Einsatz von Jodsalz in Privathaushalten, in der Lebensmittelindustrie, im Handwerk und teilweise in der Gastronomie kontinuierlich verbessert. Hinzu kommt, dass die Nutztiere das für sie lebenswichtige Spurenelement über jodiertes Futter bekommen. Dadurch ist der Jodgehalt vor allem in Milch und Milchprodukten gestiegen. In Bio-Lebensmitteln und Biofuttermitteln ist Jodsalz bzw. die Jodierung erlaubt, wird aber eher seltener eingesetzt.
Die Daten zeigen jedoch, dass die Jodversorgung der Bevölkerung immer noch nicht optimal ist bzw. sogar eine rückläufige Tendenz aufweist. Studien haben ergeben, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene im unteren optimalen Bereich liegen. Beurteilt wird die Jodversorgung nach der Höhe der Jodausscheidung, denn 90 Prozent des mit der Nahrung aufgenommenen Jods wird über den Urin ausgeschieden, die restlichen 10 Prozent über Schweiß und Stuhl (Faeces). Als optimale Urinausscheidung gilt: 100 bis 199 Mikrogramm pro Liter.
Demnach liegt die Jodversorgung bei etwa 30 Prozent der Erwachsenen und 44 Prozent der Kinder unterhalb des geschätzten mittleren Jodbedarfs. Man spricht hier von einem milden Mangel. Da es sich um einen Mittelwert handelt, bedeutet dies; dass einige Menschen optimal versorgt sind, andere wiederum einen schweren Mangel haben. Ursache dafür könnte sein, dass der Einsatz von Jodsalz anstelle von Speisesalz in industriell produzierten Lebensmitteln wie Fertiggerichten, Fertigsoßen oder Würzmischungen und in der Außer-Haus-Verpflegung deutlich rückläufig ist.
Ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung mit Jod haben Personen, die auf tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier verzichten. Dazu zählen vegetarisch oder vegan lebende Menschen und Personen, die wegen einer Kuhmilch- oder Fischallergie oder einer Milchzuckerunverträglichkeit Fisch oder Milchprodukte meiden müssen. Auch bei einer sehr (Jod-) salzarmen Ernährung kann es sein, dass die empfohlene Aufnahmemenge nicht erreicht wird. In Absprache mit Ihrer Arztpraxis sollten Sie in einem solchen Fall eine zusätzliche Zufuhr von Jod in Form eines Nahrungsergänzungsmittels erwägen.
Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Jod-Bedarf, auch hier ist in der Regel die Einnahme von jodhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll. Aktuell werden beiden Personengruppen in Deutschland 100 bis 150 Mikrogramm Jod pro Tag in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zusätzlich zur Ernährung mit jodreichen Lebensmitteln und Jodsalz empfohlen. Dazu sollte aber zuvor ärztlicher oder gynäkologischer Rat eingeholt werden, um eventuellen Mehrfacheinnahmen vorzubeugen.
Wofür braucht der Körper Jod?
Jod wird für den Aufbau der Schilddrüsenhormone benötigt. Diese Hormone steuern den Energiestoffwechsel, den Herzrhythmus, sowie den Blutdruck. Außerdem sind sie beteiligt an Prozessen wie Knochenbildung, normalem Wachstum und der Entwicklung des Gehirns.
Eine angemessene Jodversorgung und damit eine normale Schilddrüsenfunktion sind für die Lebensqualität eines Erwachsenen unabdingbar. Ein Mangel macht sich durch eine niedrige Kältetoleranz, trockene Haut, Haarausfall, Gewichtszunahme, depressive Verstimmung, sowie Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar.
Bei einem starken Mangel werden zu wenig Hormone produziert. Es kommt zur Vergrößerung der Schilddrüse, dem sogenannten Kropf, mit eventuell heißen oder kalten Knoten (bösartige Veränderung).
Eine zu niedrige Jodversorgung in Schwangerschaft, Stillzeit und Säuglingsalter kann zu lebenslangen Entwicklungs- und Funktionsstörungen führen.
Die empfohlene tägliche Zufuhr aus allen Quellen beträgt in Deutschland 200 Mikrogramm pro Tag für Jugendliche und Erwachsene bis 50 Jahren, ab 51 Jahren 180 Mikrogramm . In der Schweiz gilt die niedrigere empfohlene Dosis der WHO von 150 Mikrogramm in Folge des seit jahrzehntelangen erfolgreichen konsequent eingesetzten Jodsalzprogramms.
Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?
Der Jodgehalt von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln ist regional unterschiedlich, er schwankt nach Jodgehalt des Bodens. Bergregionen haben besonders wenig. Aufgrund des Jodgehalts der Meere sind Seefische und andere Meerestiere oder -pflanzen wie Muscheln und Algen von Natur aus jodreich. Auch deshalb wird empfohlen, 1-2mal die Woche Seefisch (aus nachhaltiger Produktion) zu essen. Fettarme Fische weisen tendenziell höhere Jod-Gehalte auf als fettreiche Fische. Da Meere reich an Jod sind und daher auch Algen und Seefische gute Jodquellen darstellen, gehen viele Menschen davon aus, dass Meersalz zu einer guten Versorgung mit Jod beiträgt. Meersalz enthält jedoch nicht mehr Jod als herkömmliches (also nicht angereichertes) Speisesalz.
Eine wichtige Jodquelle sind heute neben dem jodierten Speisesalz tierische Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte, Fleisch und Eier. Der gegenüber früher erhöhte Jodgehalt resultiert aus der Fütterung der Nutztiere mit jodiertem Futter.
Jodiertes Speisesalz gibt es nicht nur für den Privathaushalt. Es darf (und sollte!) auch in handwerklich oder industriell produzierten Lebensmitteln wie Brot, Wurst, Käse, Fertiggerichten, Fertigsoßen, Würzmischungen eingesetzt werden. Der Gebrauch von Jodsalz führt zu keinerlei negativen Effekten auf den Geschmack, die Verarbeitung oder Qualität der Lebensmittel. Leider verwenden die Lebensmittelindustrie, die Fleischer und die Bäcker Jodsalz nur bei rund 30 Prozent der salzhaltigen Produkte (10 Prozent bei Brot und Backwaren, 47 Prozent bei gesalzenen Fleischerzeugnissen und nur 2 Prozent bei Milch und Milchprodukten).
Für eine ausreichende Aufnahme müssten aber mindestens 40 Prozent aller Lebensmittel mit Jodsalz hergestellt werden und sogar mehr als 45 Prozent, wenn die Bestrebung alle industriellen und handwerklichen Lebensmittel grundsätzlich 10 Prozent weniger zu salzen, erfolgreich wäre. Vergewissern Sie sich mit einem Blick auf die Zutatenliste bei verarbeiteten Produkten oder fragen Sie gezielt an der Verkaufstheke bei loser Ware nach, ob Jodsalz eingesetzt wurde.
Die Menge an Kalium- oder Natriumjodat im Jodsalz oder auch Nitritpökelsalz ist gesetzlich auf 15 bis 25 Milligramm pro Kilogramm Speisesalz limitiert. Auch bei Kräutersalzen und Gewürzmischungen sollten Sie beim Einkauf darauf achten, dass in der Zutatenliste "jodiertes Speisesalz" steht. Wer Bio-Produkte bevorzugt: Es gibt auch Meersalz mit jodhaltigen Algen mit einem standardisierten Jod-Gehalt. Vergleichen Sie den Jodgehalt in der Nährwertkennzeichnung, hier wäre der maximal erlaubte Wert von 25 Milligramm pro Kilogramm Salz sinnvoll, meist findet man jedoch nur 20 Milligramm pro Kilogramm Salz.
Die in Mode gekommenen Salzspezialitäten wie Himalaya-, Meer-, Hawaiisalz oder Fleur de Sel tragen unwesentlich zu Jodversorgung bei und sollten deshalb nur selten eingesetzt werden. Nicht jodiertes Salz enthält etwa 0,2 Mikrogramm Jod pro Gramm, Meersalz etwa 0,7 Mikrogramm pro Gramm.
Tipps:
Eine ausreichende Jodversorgung ist möglich, wenn Sie auf den Verzehr jodhaltiger Lebensmittel achten.
- Verzehren Sie täglich Milch- und Milchprodukte.
- Essen Sie ein- bis zweimal pro Woche Meeresfisch.
- Algenhaltige Speisen wie zum Beispiel Sushi nur in Maßen genießen.
- Verwenden Sie Jodsalz im Haushalt.
- Kaufen Sie bevorzugt Lebensmittel und Würzmischungen, die mit Jodsalz hergestellt wurden.
- In der Zutatenliste sollte "Jodsalz" oder "jodiertes Speisesalz" und nicht nur "Salz" stehen.
- Fragen Sie auch in Schulmensa, Kantine und anderen Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen nach dem Einsatz von Jodsalz.
- Verwenden Sie jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel nur nach ärztlicher Rücksprache.
Zum Anschauen und Anhören:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (Juli 2022): Ob Nährstoffpillen wirklich helfen: Jod, YouTube
- Spitz die Löffel - der IN FORM Podcast für gesunde Ernährung „Wenn Salz, dann Jodsalz: wie wir ausreichend Jod zu uns nehmen“, BMEL (28.08.2023)