Wie ist die rechtliche Lage?
Seit 1. Juli 2009 gibt es in der EU auch für einige Schwermetalle in Nahrungsergänzungsmitteln Höchstgehalte. Diese sind jetzt in der neuen Kontaminanten-Verordnung (EU) 2023/915 geregelt: Danach ist ein Blei-Gehalt von maximal 1,0 mg/kg (3,0 mg/kg wenn es zu mind. 80 % aus getrocknetem Seetang/Muscheln besteht) und ein Quecksilber-Gehalt von maximal 0,1 mg/kg erlaubt. Cadmium darf maximal mit 1,0 mg/kg enthalten sein, es sei denn, es stammt vorwiegend aus Seetang, dann sind es höchstens 3,0 mg/kg. Außerdem gibt es dort Höchstwerte für Pflanzen- bzw. Sojaproteinisolatpulver.
Höher belastete Produkte müssen vom Markt genommen werden. Für die Einhaltung der Werte sind die Hersteller bzw. die Importeure verantwortlich.
Was ist mit ayurvedischen Nahrungsergänzungsmitteln?
Vor allem ayurvedische Nahrungsergänzungsmittel können - zum Teil absichtlich aus traditioneller Herstellungspraxis heraus - problematische Schwermetalle enthalten, speziell Anteile von Blei, Quecksilber und Arsen. Das belegen verschiedene Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln. So berichtete das Bundesumweltministerium über Nahrungsergänzungsmittel, die 2008 in Finnland gefunden wurden und 25-40 mg/kg Quecksilber enthielten, also bis zum 400fachen des heutigen Höchstwerts. Auch 2021 sind Produkte deswegen vom Markt genommen worden.
Eine amerikanische Untersuchung zeigte, dass etwa 40 % alle Verwender von ayurvedischen NEM erhöhte Bleigehalte im Blut aufweisen. Auch (anorganisches) Arsen ist ein Problem, da es als krebserregend gilt.
Wer Ayurveda-Produkte einnimmt und dauerhaft unter Symptomen wie Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder körperliche Schwäche klagt, sollte die Präparate absetzen und unbedingt einen Arzt aufsuchen, der abklärt, ob es Anzeichen für eine Vergiftung mit Schwermetallen gibt. Bevor man Kindern ayurvedische Mittel verabreicht, sollte das in der kinderärztlichen Beratung besprochen werden.
2012 kam es nach Aussage amerikanischer Gesundheitsbehörden zu Bleivergiftungen von sechs schwangeren Frauen, die verschiedene ayurvedische Produkte aus Indien genommen hatten, was beim Fötus zu schweren Schäden am Nervensystem führen kann.
2015 wurden bundesweit mehrere Vergiftungsfälle infolge belasteter Ayurveda-Mittel bekannt, viele davon wohl aus Sri Lanka. In einem Fall soll der Quecksilbergehalt einer Ayurveda-Pille den zulässigen Grenzwert um das 2,3-Millionenfache überschritten haben. Die damaligen Informationen des Auswärtigen Amts in den Reisehinweisen für Sri Lanka gibt es inzwischen nicht mehr.
Quellen:
Verordnung (EU) 2023/915 der Kommission vom 25.04.2023 über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln, Fassung vom 25.04.2024
Verordnung (EG) Nr. 629/2008 vom 02.07.2008 (nicht mehr in Kraft), ersetzt durch VO (EU) 2023/915
Schöberl K (2014): Schwermetalle und toxische Spurenelemente - Bilanz 2013. CVUA Karlsruhe, Stand: 27.05.2014 (abgerufen am 27.05.2024)
Höber A: Giftiges Blei in Nahrungsergänzungsmitteln , Bericht im NDR-Fernsehen, 15.02.2016 (in der Mediathek nicht mehr verfügbar)
Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (2012): Lead Poisoning in Pregnant Women Who Used Ayurvedic Medications from India New York City, 2011-2012. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 61 (33): 641-6, 2012 (abgerufen am 27.05.2024)
Gefährliche Pillen aus Sri Lanka. Ärzte Zeitung online vom 06.11.2015 (abgerufen am 27.05.2024)
Ayurveda Prüfzeichen (abgerufen am 27.05.2024)
Bauer-Aymanns H et al. (2014): Quecksilber – ein Problem in chondroitinhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln? (abgerufen am 27.05.2024)
LAVES Niedersachsen: Schwermetalle in ayurvedischen Nahrungsergänzungsmitteln? (abgerufen am 27.05.2024)
Breeher L et al. (2015): A cluster of lead poisoning among consumers of Ayurvedic medicine. Int J Occup Environ Health 21(4): 303-7
Joob B, Wiwanitkit V (2015): Arsenic contamination in Thai Ayurveda products and cancer risk estimation. Indian J Cancer 52 (4): 489
Kuntz M et al. (CVUA Karlsruhe): Kurkuma – mit Schwermetallen verunreinigt? Mittelalterliche Fälschungsmethoden auf dem Vormarsch. Stand:16.03.2020 (abgerufen am 27.05.2024)
Europäisches Schnellwarnsystem RASFF (abgerufen am 27.05.2024)
Lamas GA et al. (2023): Contaminant Metals as Cardiovascular Risk Factors: A Scientific Statement From the American Heart Association. Journal of the American Heart Association. 2023;0:e029852
IARC: Monographs on the identification of Carcinogenic, Stand: 01.12.2023 (abgerufen am 27.05.2024)