Nahrungsmittel, Getränke oder Nahrungsergänzungen können die Wirksamkeit bestimmter Arzneimittel beeinflussen. Gerade wenn Sie regelmäßig Medikamente nehmen, sollten Sie bestimmte Dinge im Blick haben.
Nahrungsmittel, Getränke oder Nahrungsergänzungen können die Wirksamkeit bestimmter Arzneimittel beeinflussen, wenn sie nicht mit ausreichendem Abstand eingenommen werden. Sowohl eine verminderte als auch eine verstärkte Wirkung des Präparats ist möglich. Dadurch können auch gefährliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten bzw. unangenehme Nebenwirkungen verstärkt werden. Das gilt ganz besonders für Nahrungsergänzungsmittel mit ihren konzentrierten Inhaltsstoffen. Vor allem gilt das für pflanzliche Zutaten oder Extrakte.
Wenn Sie auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen sind, haben wir für Sie einige nützliche Hinweise, worauf Sie bei der Einnahme achten sollten. Beachten Sie zusätzlich unbedingt die Hinweise auf dem Beipackzettel (Gebrauchsinformation) zu Ihrem Medikament. Im Zweifel fragen Sie lieber einmal zu viel in Ihrer Apotheke nach, insbesondere wenn Sie mehrere Arzneimittel oder frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
Einnahme nüchtern – was bedeutet das?
Bestimmte Medikamente, z.B. Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin/Levothyroxin) zum Ausgleich einer Schilddrüsenunterfunktion, sollten Sie nüchtern, das heißt 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit und am besten nur mit Leitungswasser einnehmen. Zwischen der Einnahme von Schilddrüsenhormonen und dem Verzehr mineralstoffhaltiger Lebensmittel (z.B. Saft mit Calcium oder Eisen oder ein besonders mineralstoffhaltiges Mineralwasser) oder Milchprodukten sollte sogar ein Zeitraum von zwei bis drei Stunden liegen.
Wenn Sie an Parkinson leiden, sollten Sie L-Dopa/Levodopa-haltige Arzneimittel 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit einnehmen. Die Aufnahme des Wirkstoffs Levodopa wird von Eiweißen aus der Nahrung stark eingeschränkt. Wenn die Einnahme so lange vor einer Mahlzeit nicht möglich ist, verlegen Sie eiweißreiche (proteinreiche) Mahlzeiten auf den Abend, um eine möglichst konstante Wirkung des Arzneimittels über den Tag zu begünstigen. Nehmen Sie Levodopa keinesfalls mit Quark, Joghurt oder Pudding ein.
Einnahme zu den Mahlzeiten: Vorsicht bei Fettigem und Ballaststoffen
Viele Arzneimittel können und sollen zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
Für sehr fettreiche Mahlzeiten gilt jedoch: Sie können die Magenentleerung verzögern. Dadurch gelangen die Wirkstoffe verspätet in den Dünndarm, wo die meisten Arzneimittel vom Körper aufgenommen werden. Die Medikamentenwirkung stellt sich also später ein.
Auch der gegenteilige Effekt ist möglich: Durch das verlängerte Einwirken der Magensäure werden bestimmte Wirkstoffe im Dünndarm schneller aufgenommen. Dies betrifft unter anderem Arzneimittel gegen Wassereinlagerungen (Spironolacton und Hydrochlorothiazid) sowie den Cholesterinsenker Lovastatin.
Es empfiehlt sich daher, Medikamente nicht bei stark fetthaltigen Mahlzeiten einzunehmen.
Ballaststoffreiche Lebensmittel sind gesund und sollten regelmäßig verzehrt werden. Dennoch sollten Sie z.B. Metformin (Mittel zur Behandlung von Diabetes mellitus) und Digoxin (bei Herzinsuffizienz) nicht mit ballaststoffreichen Lebensmitteln einnehmen, da Wirkstoffe zum Teil an Ballaststoffe gebunden werden können und dem Körper dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Eine schwächere Arzneimittelwirkung kann die Folge sein. Ähnliche Effekte drohen durch Aktivkohle, die heutzutage oft in Detox-Produkten oder in schwarzen Lebensmitteln als Färbemittel eingesetzt wird.
Lebensmittel mit Interaktionspotenzial
Grapefruit und Pomelo
Grapefruit und ihre Verwandten, die Pomelos oder Pampelmusen, enthalten Substanzen, die die Wirkung bestimmter Enzyme (CYP 3A4) hemmen. Diese Enzyme sind für die Inaktivierung zahlreicher Wirkstoffe notwendig. Bereits durch den Verzehr üblicher Grapefruit-Mengen wird deshalb die Wirkung zahlreicher Arzneimittel deutlich verstärkt. Dies geschieht auch, wenn zwischen Verzehr von Grapefruit und der Einnahme des Arzneimittels ein großer zeitlicher Abstand liegt.
Auf keinen Fall sollten Sie grapefruithaltige Lebensmittel (z.B. Saft) verzehren, wenn Sie folgende Medikamente einnehmen:
- Cholesterinsenker (Atorvastatin, Lovastatin, Simvastatin),
- Beruhigungsmittel (sogenannte Benzodiazepine wie Diazepam oder Lorazepam),
- Calciumkanalblocker (bestimmte Medikamente gegen Bluthochdruck und andere Herzerkrankungen),
- Medikamente zur Behandlung von Potenzstörungen und pulmonaler Hypertonie („Lungenhochdruck“), die sogenannten PDE-5-Hemmer.
Da Grapefruit und grapefruithaltige Lebensmittel kein notwendiger Bestandteil der Ernährung sind und sehr viele Medikamente von diesen Wechselwirkungen betroffen sind, sollten Sie sicherheitshalber auf den Verzehr verzichten, wenn Sie Medikamente einnehmen. Bei Unsicherheiten klären Sie mit Ihrer Hausarztpraxis oder Apotheke, ob Sie auf Grapefruit und Pomelo besser verzichten sollten.
Calciumreiche Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte
Milch und Milchprodukte enthalten Calcium und Caseine, die den Proteinanteil der Milch bilden. Beide Komponenten besitzen die Eigenschaft, mit Wirkstoffen bestimmter Arzneimittel chemische Bindungen einzugehen. Dies hat zur Folge, dass im Körper weniger Wirkstoff aufgenommen werden kann, was die Wirksamkeit Ihrer Medikamente deutlich reduziert.
Folgende Arzneimittel sollten Sie daher keinesfalls mit Milch und Milchprodukten einnehmen:
- Bisphosphonate (Arzneimittel gegen Osteoporose mit Alendronsäure oder Zolendronsäure),
- bestimmte Antibiotika wie Tetrazykline und Fluorchinolone.
Insbesondere Bisphosphonate sollten Sie auch nicht zusammen mit calciumreichen Mineralwässern einnehmen, auch wenn diese im Rahmen der knochengesunden Ernährung grundsätzlich empfehlenswert sind. Gleiches gilt für Calcium-angereicherte Fruchtsäfte.
Alkohol
Alkohol verfügt neben seiner berauschenden Wirkung über ein hohes Wechselwirkungspotenzial mit vielen Arzneimitteln. Bei längerfristiger Einnahme von Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS) erhöht Alkohol das Risiko, an Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren zu erkranken. Wenn Sie also Medikamente mit diesen Wirkstoffen einnehmen, z.B. gegen Gelenkbeschwerden oder zur Vorbeugung eines Schlaganfalls, sollten Sie möglichst wenig und selten Wein, Sekt oder Bier trinken.
Sonstige Lebensmittel
- Lebensmittel wie Käse, Joghurt, Salami, Sojaprodukte, Rotwein, Schokolade, Trockenfrüchte enthalten viel Tyramin. Sie sollten sie nicht zusammen mit MAO-Hemmern (z. B. Tranylcypromin, Wirkstoff gegen Depressionen) einnehmen. Es können gefährliche Blutdruckkrisen auftreten (Serotonin-Syndrom).
- Goji-Beeren und Granatapfelsaft gelten hierzulande zwar als Superfood. Sie sollten sie aber keinesfalls verzehren, wenn Sie Vitamin-K-Antagonisten, sogenannte Cumarinderivate wie Marcumar® (Phenprocoumon) oder Warfarin (Coumadin®) einnehmen, die als Mittel zur Gerinnungshemmung eingesetzt werden. Sie können deren Wirkung deutlich verstärken, das Blutungsrisiko steigt.
Wenn Sie Vitamin-K-Antagonisten/Cumarinderivate einnehmen, müssen Sie im Rahmen einer abwechslungsreichen Mischkost nicht auf Vitamin K-haltige Gemüsesorten wie Salat, Brokkoli und Spinat verzichten. Lediglich drastische Ernährungsumstellungen ("Salatdiät") sollten Sie im Vorfeld mit Ihren behandelnden Ärzt:innen besprechen, da eine starke Erhöhung des Verzehrs Vitamin-K-haltiger Lebensmittel zu einer schwächeren Wirkung von Cumarinderivaten führen kann.
- Kaffee, schwarzer und grüner Tee enthalten Gerbstoffe, die die Wirksamkeit vieler Arzneimittel gegen Depressionen und anderer Psychopharmaka um bis zu 80 Prozent vermindern. Dies gefährdet den Therapieerfolg stark.
Andere Teesorten wie Hagebutten- oder Kamillentee bergen dieses Risiko nicht und bieten sich daher als Alternative an.
Arzneimittel wie Ciprofloxacin (ein Antibiotikum), Cimetidin (ein Magensäurehemmer) oder Prednison (ein Glukokortikoid/Kortison) können dazu führen, dass Sie das im Kaffee enthaltene Koffein schlechter verstoffwechseln. Ihr Kaffee wirkt also stärker bzw. länger und kann Ihnen unter Umständen schlaflose Nächte bereiten.
- Beim Verzehr von Granatapfelprodukten und der Einnahme von Potenzmitteln (PDE-5-Hemmer) oder Antikoagulanzien („Blutverdünner“) sollten Sie einen größeren zeitlichen Abstand einhalten, um gefährliche veränderte Wirkungen auszuschließen.
- Lakritze enthält Glycyrrhizin aus der Süßholzwurzel, das die Ausscheidung von Kalium über die Niere erhöht. Bestimmte Arzneimittel gegen Wassereinlagerungen (sogenannte Schleifen- und Thiazid-Diuretika mit Wirkstoffen wie z.B. Furosemid, Torasemid, Hydrochlorothiazid), erhöhen ebenfalls die Ausscheidung von Kalium – bei Einnahme dieser Arzneimittel sollten Sie Lakritze nur in geringen Mengen und nicht regelmäßig verehren, da sich das Risiko für einen Kaliummangel erhöht.