Astaxanthin ist ein Carotinoid, dem - zumindest in der Werbung - zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen werden. Schützt der Algenextrakt auch vor Augenerkrankungen?
Was steckt hinter der Werbung zu Astaxanthin?
"Das stärkste Antioxidans der Welt", "Gibt Lachsen die Kraft, tagelang gegen das Tosen des Wassers stromaufwärts zu schwimmen", "einzigartiges Vollspektrum-Astaxanthin": die Begeisterung mancher Anbieter für ihr eigenes Produkt kennt keine Grenzen.
Astaxanthin werden zwar in der Werbung zahlreiche positive Eigenschaften zugeschrieben. Beweiskräftige Studien, die die behaupteten Wirkungen auch beim Menschen belegen, liegen aber bisher nicht vor.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bislang 15 Werbeaussagen als wissenschaftlich nicht gesichert bewertet (womit sie indirekt wegen Irreführung verboten sind). Darunter sind folgende häufig zu findende:
- wichtig für normale Gelenke, Sehnen und Bindegewebe, unterstützt die Gelenkgesundheit, unterstützt einen gesunden Karpal-Tunnel
- Schutz der DNA, Proteine oder Lipide vor oxidativen Schäden
- Wichtig für / unterstützt die Sehschärfe
- wichtig für den normalen Cholesterinspiegel im Blut und wichtig für eine niedrige Plasma-Konzentration des C-reaktiven Proteins
- Schutz der Haut vor UV-induzierten Schäden
- Abwehr gegen Helicobacter pylori
- Trägt zur normalen Spermatogenese bei
- Trägt zur normalen Muskelfunktion bei
- Immunsystem/unterstützt ein gesundes Immunsystem
- unterstützt Anti-Aging
Einige Hersteller verweisen sogar darauf, erwecken aber gleichzeitig den Eindruck, dass die Produkte selbstverständlich trotzdem wirken.
Auffällig ist: Ein Effekt auf die Gesunderhaltung der Augen oder eine Wirkung auf Haut, Herz oder Gelenke wird den Produkten oft nur indirekt zugesprochen. Die Produkte werden zwar für diese Zwecke angeboten, aber die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen beziehen sich auf andere zugesetzte Stoffe, z. B. Vitamin A, Vitamin B2, Zink oder die Omega-3-Fettsäure DHA.
Häufig werden Kapseln mit Astaxanthin zur Vorbeugung und Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) beworben. Die vorbeugende Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wird von medizinischen Fachgesellschaften für Augenerkrankungen nicht empfohlen. Berichte über eine vorbeugende Wirkung von Astaxanthin auf die Entstehung einer diabetischen Retinopathie. Bislang wurden wissenschaftlich ebenfalls als nicht gesichert bewertet. Der Stoff Astaxanthin wird bislang in keiner Patienteninformation der Augenarztverbände genannt.
Auf was sollte ich bei der Verwendung von Astaxanthin-Produkten achten?
- Astaxanthin ist in Nahrungsergänzungsmitteln als Algenextrakt (aus Haematococcus pluvialis, "natürliches" Astaxanthin) oder direkt als Zutat ("synthetisches" Astaxanthin) enthalten. In beiden Fällen handelt es sich um sogenannte neuartige Zutaten, die vor der Zulassung eine Sicherheitsbewertung durch die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde erhalten haben.
- Insgesamt ist noch nicht ausreichend geklärt, welche Vor- und Nachteile "natürliches" oder "synthetisches" Astaxanthin mit sich bringen.
- Auf Nahrungsergänzungsmitteln, die astaxanthinreiches Oleoresin aus der Alge Haematococcus pluvialis enthalten, ist ein Hinweis auf der Verpackung vorgeschrieben, wonach auf eine Aufnahme verzichtet werden sollte, wenn andere Astaxanthin-Ester enthaltende Nahrungsergänzungsmittel am selben Tag verzehrt werden.
- Nahrungsergänzungsmittel mit astaxanthinreichem Oleoresin aus der Alge Haematococcus pluvialis dürfen maximal 2,3 mg Astaxanthin pro Tag für Kinder (3 bis 10 Jahre), 5,7 mg für Jugendliche (10 bis 14 Jahre) bzw. 8 mg für die allgemeine Bevölkerung über 14 Jahren enthalten. Für Kinder unter drei sind solche Produkte nicht erlaubt. Sie sollten auch nicht in Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden. Für diese Produkte ist ein Hinweis auf der Verpackung vorgeschrieben: Es sollte auf eine Aufnahme verzichtet werden, wenn andere Astaxanthin-Ester enthaltende Nahrungsergänzungsmittel am selben Tag verzehrt werden.
- Einen Bedarf an Astaxanthin gibt es für Menschen nicht.
- Wechselwirkungen mit Medikamenten sind bislang nur ungenügend untersucht worden. In Studien hat Astaxanthin einen Effekt auf die Leberenzyme gezeigt. Es kam zu einem Anstieg der sogenannten Cytochrom-P450-Enzyme, die unter anderem sehr viele Arzneimittel abbauen. Wenn Sie regelmäßig Medikamente nehmen, sollten Sie vor der Einnahme von Astaxanthin das ärztliche Gespräch suchen oder in einer Apotheke nachfragen.
- Wenn Sie an einer Krustentierallergie leiden, sollten Sie unbedingt darauf achten, aus welcher Quelle das Astaxanthin stammt. Wird es aus Krebstieren wie Krill gewonnen, können Spuren davon im Produkt enthalten sein und zu allergischen Reaktionen führen.
Was ist Astaxanthin?
Astaxanthin ist ein natürlicherweise in Pflanzen und bestimmten Hefen enthaltener Farbstoff, der wie Carotin (in gelb-orangem Obst) zur Klasse der Carotinoide gehört. Den Carotinoiden wird eine große gesundheitliche Bedeutung zugesprochen. Die meisten von ihnen haben eine Schutzfunktion. Diese positive Wirkung ist allerdings eher für den Verzehr von carotinoidreichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse belegt. Eine Überdosierung von carotinoidhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln (Betacarotin) kann dagegen mit Risiken verbunden sein.
Astaxanthin wird in Mikroalgen gebildet, z.B. in der Blutregenalge (Haematococcus pluvialis). Der Stoff wird über die Mikroalgen von Krebstieren oder Vögeln aufgenommen und färbt deren Panzer bzw. Gefieder rötlich-orange. Astaxanthin und astaxanthinreiche Hefe sind als Futtermittelzusatzstoff bei der Erzeugung von Speisefischen zugelassen. Es wird z. B. verwendet, um den eigentlich weißfleischigen Regenbogenforellen aus Aquakulturen lachsrotes Fleisch anzufüttern. Sie werden dann (wie die Meeresforelle) als Lachsforelle vermarktet. Als Zusatzstoff für Lebensmittel ist Astaxanthin, im Gegensatz zu anderen Carotinoiden, nicht zugelassen.
Lachse und Lachsforellen enthalten deutlich weniger als ein Milligramm Astaxanthin pro 100 Gramm Fisch. In Nahrungsergänzungsmitteln sind deutlich höhere Mengen enthalten, häufig schon 4-8 Milligramm in einer Kapsel. Einige Produkte enthalten bis 18 Milligramm pro Tagesdosis.
Welche Inhaltsstoffe sind in Produkten mit Astaxanthin noch enthalten?
Astaxanthin kann aus Mikroalgen, aber ebenso aus Krebstieren, wie Krill, oder Fischen gewonnen werden. Es sind Produkte auf dem Markt, die ausschließlich Astaxanthin enthalten, meist aus der Mikroalge Haematococcus pluvialis. Andere Hersteller kombinieren den Stoff mit den Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) aus Krill-, Fisch-, Perilla- oder Mikroalgenöl. Für diese Fettsäuren ist ab einer bestimmten Menge - im Gegensatz zum Astaxanthin - die Aussage zugelassen, dass sie zu einer normalen Herzfunktion bzw. einem normalen Immunsystem beitragen.
Auch andere Carotinoide wie Lutein, das in den meisten handelsüblichen Produkten das Beta-Carotin ersetzt hat, sowie Vitamin E können enthalten sein. Der Zusatz der Vitamine A und B2 oder auch Zink ermöglicht den Herstellern die Verwendung der gesundheitsbezogene Werbeaussage "trägt zur Erhaltung normaler Sehkraft bei".