Fischöl-Kapseln wirken bei trockenen Augen wahrscheinlich nicht besser als Placebo.
Was steckt hinter der Empfehlung zu Omega-3-Fettsäuren?
Trockene Augen sind ein häufiges Problem bei Menschen, die viel am Bildschirm arbeiten, aber auch in höherem Alter. Besonders betroffen sind Frauen, zwei Drittel aller Frauen haben in und nach den Wechseljahren mit trockenen Augen zu kämpfen. Verantwortlich dafür ist der Rückgang der Androgene.
Folgen des trockenen Auges sind Augenbeschwerden, müden oder brennenden Augen, Lichtempfindlichkeit, Juckreiz, Rötungen und beeinträchtigter Sehschärfe, schlimmstenfalls zu Entzündungen von Binde- und Hornhaut (Keratokonjunktivitis sicca) mit verringerter Sehfähigkeit. Aber auch ohne Entzündung erschweren trockene Augen das Lesen, die Computernutzung oder das Autofahren, führen zu Problemen bei der Nutzung von Klimaanlagen.
Neben bewusstem häufigerem Blinzeln (kompletter Lidschlag) wird häufiger empfohlen, die Ernährung umzustellen, mehr zu trinken und Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren (etwa Fischöl, Krillöl, Leinöl, Mikroalgen-Öl, Perilla-Öl) zu verwenden. Dabei wird den Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Außerdem soll der Tränenkanal besser offengehalten werden.
Wie ist die Studienlage?
Diese seit einigen Jahren populäre Maßnahme wurde erneut in einer Studie (randomisiert, placebokontrolliert) geprüft, dieses Mal über fünf Jahre mit 23.523 Teilnehmenden über 50 Jahren in einer für Nahrungsergänzungsmittel sehr hohen Dosierung (1 g marine Omega-3-Fettsäuren / Tag). Wie schon in den zuvor durchgeführten kleineren Studien wurde auch in dieser 2022 publizierten Untersuchung für das Fischöl keine bessere Wirkung erzielt als mit dem Placebo. Eine minimale Verbesserung in beiden Gruppen wurde ausschließlich auf den Placebo-Effekt zurückgeführt.
Die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse andererseits deuten auf einen möglichen Effekt einer Omega-3-Ergänzung bei der Behandlung von trockenem Auge hin. Angesichts der Heterogenität zwischen den eingeschlossenen Studien und der unterschiedlichen Patientenmerkmale ist jedoch Vorsicht bei der Verallgemeinerung dieser Ergebnisse geboten.
Grundsätzlich ist für Nahrungsergänzungsmittel mit einer Tagesmenge von 250 mg DHA (Docosahexaensäure, eine der wichtigen Omega-3-Fettsäuren), die Werbeaussage "DHA trägt zur Erhaltung normaler Sehkraft bei" möglich. Aussagen zu Omega-3-Fettsäuren und trockenen Augen sind dagegen nicht erlaubt.
Worauf sollte ich bei der Verwendung von Omega-3-Produkten achten?
Zu hoch dosierte Omega-3-Fettsäure-Produkte (mehr als 1,5 Gramm) bergen erhebliche gesundheitliche Risiken. So können Übelkeit und Erbrechen auftreten und die Blutzuckereinstellung bei Personen mit Diabetes erschwert sein. Bei älteren Menschen kann es zu einer gesteigerten Infektanfälligkeit kommen. Auch Wechselwirkungen mit Medikamenten sind nicht auszuschließen. Deswegen besser vorher ärztlichen Rat einholen. Weitere Informationen zu Omega-3-Fettsäuren finden Sie hier.
Tipp:
- Grundsätzlich ist es gut, wenn Sie mehr Omega-3-Fettsäuren essen. Dazu bauen Sie am besten ein- bis zweimal pro Woche eine Portion Fisch, bevorzugt (fettreicher) Seefisch wie Lachs, Makrele oder Hering und täglich kleine Mengen Walnüsse, Haselnüsse und Leinsamen in ihren Speiseplan ein.
- Bevorzugen Sie Speiseöle wie Raps-, Walnuss- und Leinöl.
- Essen Sie öfter mal Feldsalat.
- Wenn Sie vegan essen, sollten Sie zur Deckung ihres Omega-3-Fettsäurebedarfs ihre Ernährung mit DHA-reichen Ölen aus Mikroalgen (Schizochytrium, Ulkenia) ergänzen.
- Ansonsten sollten Sie ausreichend trinken.
- Ihren Augen hilft es – vor allem bei Bildschirmarbeit – mehrmals pro Stunde aktiv mit den Lidern zu "klappern", um das Austrocknen der Oberfläche zu reduzieren.
- Hilfreich ist auch eine Lidmassage: einen Waschlappen in 35 bis 40 Grad Celsius heißes Wasser tauchen, ausdrücken und mehrfach für 3 bis 5 Minuten an den Lidern entlangfahren. Das fördert die Durchblutung und löst Verkrustungen.